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Als Streuobstwiesen werden die Wiesen und Weiden bezeichnet, die im lockeren Abstand mit hochstämmigen Obstbäumen verschiedener Sorten und Größenklassen bepflanzt sind. Früher waren solche Streuobstwiesen im dörflichen Bereich sehr verbreitet. Es handelt sich also nicht um intensiv bewirtschaftete, als Monokulturen angelegte Obstplantagen, sondern um wertvolle, schützenswerte Biotope unserer Natur, die vielfältige und wichtige Funktionen erfüllen.
Die augenfälligste Wirkung des Streuobstbaus ist die große Bereicherung für das Landschaftsbild, er belebt und strukturiert die Landschaft. Durch wechselnde Gruppierungen und unterschiedliche Baumgrößen wird räumliche Tiefe, Unverwechselbarkeit und Vielfalt vermittelt.
Den Wechsel der Jahreszeiten kann man am Erscheinungsbild der Streuobstwiesen besonders eindrucksvoll miterleben : Die Pracht der Obstblüte im Frühjahr, das satte Grün im Sommer, die buntleuchtenden Farben des Herbstlaubes und die bizarr-filigranen Kronstrukturen im Winter. Der Erlebnis- und Erholungswert solcher Biotope für den Menschen ist überaus groß.
Im Laufe ihrer Entwicklung sind Streuobstwiesen zum Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten geworden. Sie stellen für diese Arten, deren ursprüngliche Lebensräume vielfach zerstört wurden, sogenannte Ersatzbiotope dar, die ihnen ein Überleben ermöglichen können. Dieser Funktion kommt in einer Zeit allgemeiner Intensivierung der Landnutzung erhöhte Bedeutung zu.
Obstwiesen stellen durch die räumliche Verbindung von artenreichem Unterwuchs, dem Grünland, und freistehenden, ausladenden Bäumen schon vom Aufbau her ein vielfältiges Mosaik verschiedener Lebensräume dar. Die meist extensive Nutzung bedeutet eine geringe Störung von Pflanzen und Tieren.
Die traditionelle Bewirtschaftung des Grünlandes durch zweimalige Mahd pro Jahr und gelegentlicher Stallmistdüngung fördert die bunte Glatthaferwiese mit zahlreichen Gräsern und Kräutern. Sie ist Wohn- und Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Insekten und Vögeln. Auch an den mit Flechten und Moosen überzogenen Stämmen und Ästen, im ökologisch wertvollen Totholz oder in den Höhlen alter Bäume finden viele Tiere ihre spezifische Nische.
Unter den zahlreichen Tierarten der "Lebensgemeinschaft Streuobstwiese" sind einige gefährdete, das heißt vom Aussterben bedrohte Arten, wie zum Beispiel : Gartenschläfer, Siebenschläfer, Haselmaus, verschiedene Fledermausarten, Steinkauz, Spechte, Gartenrotschwanz und Würgerarten sowie zahlreiche Schmetterlinge, Käfer und Hautflügler.
Will man eine Obstwiese langfristig erhalten, sind folgende Maßnahmen unabdingbar : Regelmäßiger Obstbaumschnitt und der Ersatz abgängiger Bäume durch Neupflanzung. Einzelne überalterte oder abgestorbene Bäume sollten wegen ihrer Bedeutung für Höhlenbrüter, Fledermäuse und Insekten jedoch unbedingt erhalten bleiben. Zweimal jährlich sollten Nisthilfen für den Steinkauz angebracht werden. Die Mahd der Wiese sollte zweimal jährlich ab Ende Juni und vor der Obsternte stattfinden, wobei das Mähgut entfernt wird. Bei bereits mageren Standorten genügt ein Schnitt im Juli; lediglich eine Düngung und Kalkung der Baumscheiben ist notwendig.
Verschiedene Naturschutzvereine und die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis bieten Produkte aus dem regionalen Streuobstbau, wie beispielsweise Saft, an. Der Erlös aus dem Verkauf der schmackhaften Ernteprodukte wird wieder in den lokalen Artenschutz investiert.
Für Informationen, Hinweise und weitere Fragen können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger gerne an die Mitarbeiter des Umwelttelefons der Kreisverwaltung in Siegburg wenden : Telefon 02241 / 132200.
(Quelle und Fotos : Rhein-Sieg-Kreis, Amt für Natur- und Landschaftsschutz)